Blockchain-Use-Cases für Ihr Business – Teil 1

Kann die Blockchain Wertschöpfungsprozesse revolutionieren? Absolut. Passt sie auch zu Ihren Geschäftsprozessen? Vielleicht. Finden wir es gemeinsam heraus! In diesem und im kommenden Beitrag schauen wir uns an, wie Sie den passenden Use Case finden und in Ihren Workflow integrieren können. Denn ob Blockchain-Technologien ein Unternehmen nach vorn bringen, hängt von vielen Faktoren wie Branche, Unternehmensgröße, Prozessstrukturen und gesetzlichen Regulatorien ab. Fest steht erst einmal nur eines: Ob die Blockchain zu Ihnen passt, finden Sie nur heraus, wenn Sie sich mit der Blockchain- beschäftigen. Bereit?

Ein paar Zahlen zum Auftakt

Der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom e.V. hat 2021 in der repräsentativen Studie „Blockchain – Wo steht die deutsche Wirtschaft?“ folgende Erkenntnisse zusammengetragen:

  • Je mehr Beschäftigte ein Unternehmen hat, desto größer seine Aufgeschlossenheit gegenüber Blockchain-Technologien.
  • Als Gründe dafür, dass sie bisher noch keine Blockchain-Anwendung umgesetzt haben, nannten 87 % der befragten Unternehmen fehlendes Know-how, 81 % Mangel an qualifiziertem Personal und 52 % fehlendes Budget.
  • Folgende Unternehmensbereiche interessierten sich besonders für den Einsatz von Blockchain-Technologien: 73 % der Abteilungen für Finanzen, Buchhaltung und Controlling, 35 % Logistik und Versand, 34 % Einkauf, 34 % Produktion, Fertigung und Projektabwicklung.
  • 86 % der teilnehmenden Unternehmen betrachteten sich selber als Nachzügler auf dem Gebiet der Blockchain-Lösungen.

Gründe, sich mit der Blockchain zu beschäftigen

Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. sind nur eine Möglichkeit unter vielen, von den Vorteilen der Blockchain-Technologie zu profitieren. Zahlreiche Experten sind sich darin einig, dass die Blockchain den Möglichkeitenhorizont der Wirtschaftswelt genauso radikal ändern wird wie vor 20 Jahren das Internet.

Schon heute ist klar: Der intelligente Einsatz von Blockchain-Use-Cases kann Prozesse vereinfachen oder ganz automatisieren, ihre Verlässlichkeit erhöhen und in den Bereichen Buchhaltung und Dokumentenprüfung signifikant Kosten einsparen. Wer nicht irgendwann vom Wettbewerb abgehängt werden möchte, sollte daher rechtzeitig die Weichen in Richtung Zukunft stellen. Allerdings nicht mit Gewalt. Denn nicht immer ist es sinnvoll, Anwendungen auf Blockchain-Technologien aufzusetzen.

Die nähere Beschäftigung mit der Blockchain ist generell dann sinnvoll, wenn ein Unternehmen bereits mit einer verteilten Datenbank arbeitet, auf die mehrere Instanzen Schreibzugriff haben, oder wenn es auf die Zusammenarbeit mit Intermediären angewiesen ist. Auch von den Kunden kann der Wunsch ausgehen, Geschäftsprozesse auf einer Blockchain abzubilden – etwa weil sie sicher sein möchten, dass sie keine fernöstlichen Produktimitate erwerben, oder weil sie den gesamten Produktions- und Lebenszyklus eines Produkts verlässlich überblicken möchten. All das sind klassische Stärken der Blockchain, weil die dort hinterlegten Informationen nicht gefälscht oder manipuliert werden können.

Zurzeit geht der Trend bei branchenspezifischen Plattformen in Richtung der Konsortium-Blockchains, die als Hybridvariante aus privaten und öffentlichen Blockchains mehreren Personen die Entscheidungsgewalt über die Verteilung von Leserechten geben. Diese hochinteressante Spielart eignet sich nicht nur für große Konzerne, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen.

Was für eine Blockchain sprechen kann

  • Manipulationssicherheit: Durch die Verkettung der Blöcke entsteht eine unveränderliches Transaktionsregister, das nicht rückwirkend verändert werden kann.
  • Transparenz: Öffentliche Blockchains erlauben allen Teilnehmern uneingeschränkte Dateneinsicht; bei der privaten Blockchain hängen Schreib- und Leserechte von der jeweiligen Freigabesituation ab.
  • Dezentrale Datenspeicherung: Ausfallsicherheit durch Redundanz
  • Konsensmechanismus: Der Blockchain-Programmcode macht Intermediäre überflüssig.
  • Peer-to-Peer-Transaktionen: Dank P2P können alle Beteiligten ohne Intermediäre untereinander Transaktionen durchführen.

Was gegen eine Blockchain sprechen kann

  • Eingeschränkte Skalierbarkeit mancher Blockchains (beispielsweise Bitcoin)
  • Hoher Energieverbrauch: Vor allem Blockchains mit dem Konsensmechanismus Proof of Work wie zum Beispiel Bitcoin verbrauchen viel Energie und stehen deshalb im Ruf, nicht nachhaltig zu sein. Mehrere Studien führen allerdings ins Feld, dass die Mining-Industrie mittlerweile zunehmend auf grüne Energiequellen setzt.
  • Fehlendes Fachpersonal: Noch stehen den Unternehmen zu wenige Fachleute zur Verfügung, die die Bitcoin-Technologie verstehen und Bitcoin-Anwendungen entwickeln oder verwalten können.
  • Fehlendes Wissen: Die Technologie ist immer noch so neu, dass sie von den meisten nur mit Bitcoin in Verbindung gebracht wird.
  • Mangelhafte Kooperation: Gerade komplexe Supply-Chain-Anwendungen erfordern eine enge und engagierte Zusammenarbeit über die gesamte Prozesskette hinweg, um die dafür nötige Infrastruktur von RFID-Chips an Produkten und Transportmitteln bis hin zu passenden Scannern und geschulten Mitarbeitenden aufzubauen.
  • Unklare Herkunft: Der Input der Daten ist nicht vertrauenswürdig.

Komplexe Aufgabe: Blockchain-Lösungen für die Supply Chain

Inspirierende Blockchain-Use-Cases

Welche Anwendungen lassen sich überhaupt mit Blockchain-Technologien umsetzen? Kann mein Unternehmen von einer privaten, öffentlichen oder hybriden Lösung profitieren? Und wenn ja: wie? Unsere branchenübergreifende Liste in der Testphase befindlicher oder sogar schon umgesetzter Use Cases soll helfen, ein Gefühl für die Möglichkeiten zu entwickeln. Vielleicht finden Sie hier bereits Ihr Anwendungsszenario?

Internationale Finanztransaktionen

Hier kann die Umstellung auf eine Blockchain-Lösung dafür sorgen, dass alle Verifikationen innerhalb des Netzwerks stattfinden und daher keine Intermediäre mehr nötig sind, was die Transaktionskosten signifikant reduzieren kann.

  • Bitcoin: öffentliche Blockchain, Proof of Work


Authentizitätsnachweise

Mit der Blockchain lässt sich die Herkunft von Konsumgütern, Edelsteinen und Medizinprodukten genauso lückenlos nachvollziehen wie zum Beispiel die Entwicklung von Tachoständen einzelner Fahrzeuge in der Automobilbranche.

  • VeChain: Hybrid-Blockchain, Proof of Authority


Zertifikate

Die Blockchain ist geradezu prädestiniert für die Speicherung fälschungssicherer Zertifikate, Urkunden und Identitäten (Personalien, Führerscheine, …).

  • Civic: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Stacks: öffentliche Blockchain, Proof of Transfer


Pharmaindustrie

Gerade der sensible Gesundheitssektor kann von der Sicherheit und dem detaillierten Rechte-Handling der Blockchain-Technologie profitieren.

  • Dezentrale Speicherung von Patientenakten oder Daten klinischer Studien: FarmaTrust. Öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Medizinische Logistik: Health Chain. Öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Blockchain-basierte Gesundheitsakte: Medrec. Öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.


Supply Chain

  • Tracking und Speicherung, Rückverfolgbarkeit von Lieferketten
  • Automatisierte und fälschungssichere Rückverfolgung von Bestellungen, nach deren Eingang automatisch Produktionsprozesse angestoßen werden
  • Beispiel: Der Kunde möchte wissen, ob das Holz in Deutschland geschlagen wurde.
  • Vechain: Hybrid-Blockchain
  • Tradelns: private Blockchain der Anbieter IBM und Maersk


Dokumentationen

  • Notarielle Dienste
  • Service- und Wartungs-Protokolle, Ursprungszeugnisse (z. B. im Automotive-Sektor): Ist das Gut echt, wurden Wartungsintervalle eingehalten?
  • Vertragsabschlüsse, automatisiert via Smart Contracts mit Wenn-dann-Funktion
  • Immobilien: Grundbücher/Besitzrecht, Notariatswesen, Crowd-Investing
  • Propy: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Atlant: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.


Energiewirtschaft

  • Powerledger: öffentliche Blockchain auf Solana, Proof of Stake und Proof of History
  • WePower: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.


Cloud Computing: Rechenpower mieten und vermieten

  • Golem: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.


Datenspeicherung

  • Filecoin: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Storj: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • SIA: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20, Proof of Authority


Politische Wahlen, Abstimmungen und Prognosen

  • Augur: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.
  • Gnosis: öffentliche Blockchain auf Etherium ERC20. Noch Proof of Work, künftig Proof of Stake.


Noch nichts dabei?

Wenn Sie sich generell erst einmal ins Thema einlesen wollen, empfehlen wir den Streifzug durch unsere Blockchain-Artikelreihe. Wenn Sie aber schon Feuer gefangen haben und sich konkret mit der Frage auseinandersetzen, ob es sich lohnt, für Ihr Unternehmen eine Blockchain-Lösung umzusetzen, sei Ihnen Teil 2 unseres Themenkomplexes „Blockchain-Use-Cases für Ihr Business“ ans Herz gelegt. Er erscheint am 24. Juni und erläutert die acht Schritte zur eigenen Blockchain. Dranbleiben lohnt sich!

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Blockchain-Anwendungen gesammelt? Teilen Sie Ihre Meinung über die sozialen Netzwerke XING und LinkedIn mit uns. Wir freuen uns auf einen regen Austausch!

Sascha Lang

Sascha Lang

Leitung Vertrieb / Marketing

sl@ulex.be