Supply Chain Management und Logistik: die Unterschiede

Unsere global verzahnte Wirtschaft mit ihren komplexen Wertschöpfungs- und Lieferketten wäre ohne Logistik und detailliertes Supply Chain Management undenkbar. Doch worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden Disziplinen? Und welchen Beitrag kann die Blockchain leisten, um solche Prozesse einfacher, sicherer und kostengünstiger zu gestalten? Das erfahren Sie im heutigen Beitrag.

Logistik: Güter- und Informationsflüsse steuern

Die Logistik verantwortet die Planung, Steuerung, Optimierung und Durchführung von Güter- und Informationsflüssen – unternehmensintern und unternehmensübergreifend. Es gilt, Material, Personal und Betriebsmittel so zu organisieren, dass sie die Hauptziele der Logistik erreichen helfen, die auch die „7 R“ genannt werden:

Es geht immer darum,

  1. die richtigen Produkte
  2. in der richtigen Menge
  3. im richtigen Zustand
  4. am richtigen Ort
  5. zum richtigen Zeitpunkt
  6. zu den richtigen Kosten
  7. mit den richtigen Informationen

zur Verfügung zu stellen.

Logistik in der Praxis

Um die Einhaltung dieser Ziele kümmern sich verschiedene Disziplinen der Logistik, die wir uns am besten anhand eines Praxis-Beispiels anschauen: Die Bitmain GmbH produziert und vertreibt Mining-Hardware, darunter einen Bitcoin-Miner namens Antminer, der komplett inhouse hergestellt und montiert wird. Malen wir uns einmal rein fiktiv aus, wie dort die Aufgaben über die Wertschöpfungskette hinweg unternehmensintern oder über externe Dienstleister aufgeteilt sein könnten:

Die Beschaffungslogistik ist dafür verantwortlich, die für die Antminer-Produktion erforderlichen Rohstoffe wie Aluminium, Eisen und Edelmetalle bei geeigneten Lieferanten zu besorgen und der Produktion zum passenden Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen.

Die Produktionslogistik plant und steuert die Herstellung der Antminer und kümmert sich auch um die Zwischenlagerung der Halbfertigwaren und Fertigerzeugnisse.

Die Distributionslogistik plant und steuert als Bindeglied zwischen Produktion und Absatz alle Lager-, Umschlag- und Transportvorgänge.

Die Entsorgungslogistik kümmert sich darum, dass Produktionsabfälle und Verpackungsreste den geltenden Recycling-Richtlinien entsprechend entsorgt werden. Daher fällt zum Beispiel die Organisation und Verwaltung von Deponien in diesen Bereich.

Die Transportlogistik ist das Herzstück der Logistik. Sie ist für Planung, Steuerung und Ausführung aller Transporte der Materialien, Halbfertigwaren, fertigen Antminer und auch der Abfälle zuständig.

Die Lagerlogistik stellt das ordnungsgemäße Handling der Materialien, Halbfertig-Erzeugnisse und fertigen Produkte innerhalb des Lagers sicher.

Die Materiallogistik ermittelt und steuert den Bedarf der für die Produktion der Antminer erforderlichen Werkstoffe innerhalb der Bitmain GmbH und führt den Bestand der fertigen Produkte.

Mit anderen Worten: Der Logistiker überwacht innerhalb eines Unternehmens die Prozesse vom Einkauf über die Verarbeitung bis zur finalen Lieferung an den Verbraucher. Je nach Bedarf kann er dabei einzelne logistische Leistungen wie Entsorgungs- oder Lagerlogistik an externe Dienstleister outsourcen.

Supply Chain Management: Abläufe optimieren

Unter das Supply Chain Management (SCM), also die Verwaltung der Wertschöpfungs- oder Lieferkette, fallen alle Aktivitäten, die erforderlich sind, um ein Produkt zu planen – vom Rohstoffzulieferer bis zum Absatz an die Endkunden. Dabei liegt der Fokus auf der Optimierung der Kosten und Abläufe, auf der Minimierung von Prozessfehlern und auf der Kontrolle von Produktion und Produktqualität. Weil die Herstellung der Rohstoffe, ihre Verarbeitung zu Halbfertigwaren, deren Zusammenführung zum fertigen Produkt und dessen Absatz mittlerweile oft an unterschiedlichsten Orten im „globalen Dorf“ stattfinden, ist das eine anspruchsvolle Aufgabe.

Da das Supply Chain Management einerseits die Konzepte für den Aufbau der Lieferketten und die Kostenminimierung in der Produktion erstellt und andererseits fürs Controlling zuständig ist, haben die SCM-Verantwortlichen jederzeit im Blick, wie erfolgreich ihr Konzept umgesetzt wird, und können bei Bedarf Abläufe und Kosten jederzeit nachjustieren. Dabei kommt es innerhalb des Supply Chain Managements häufig zu Kooperationen, die durch die Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen allen Beteiligten Vorteile bringen.

Supply Chain Management in der Praxis

Zurück zur Bitmain GmbH und unserer fiktiven Einordnung ihrer Wertschöpfungsprozesse: Die SCM-Verantwortlichen der Bitmain GmbH entscheiden anhand der Absatzmarkt-Kennzahlen, mit welchen Produktionsmengen die Nachfrage optimal gestillt werden kann, ob die Preise noch marktgerecht sind und ob der Markt nach neueren Produkten verlangt. Letzteres ist der Fall: Die Verbraucher wünschen sich eine leistungsfähigere Version des Antminers, sodass der neue Antminer S19 pro schon bald seinen Vorgänger Antminer T17 ablösen wird. Damit die Produktion des neuen Geräts schnell und reibungslos starten kann, steht das Bitmain-SCM-Team in regem Austausch mit den Zulieferern, um alle relevanten Informationen zu Verfügbarkeit, Lieferzeiten und Preisänderungen der erforderlichen Rohstoffe und Halbfertigwaren in die Planung einbeziehen zu können.

Für die Bitmain GmbH ist engmaschiges Supply Chain Management wesentlich – es wäre fatal, wenn sie in der Vergangenheit zu viele Antminer der alten Serie produziert hätte oder wenn Lieferungen nicht bei ihren Kunden ankämen. Deshalb setzt ihr SCM alles daran, Produktion, Lagerbestände, Kosten und Lieferprozesse so effizient und zuverlässig wie möglich zu gestalten.

Gehen wir mal davon aus, dass ein Unternehmen wie Bitmain, das Mining-Hardware herstellt, dabei auf ein blockchainbasiertes IT-System setzt, in das alle Zulieferer, Logistiker, Zollbehörden sowie die Abnehmer im Einzelhandel eingebunden sind. Alle Geschäftsprozesse und Informationen wie Lieferungen, Bestände, Zahlungen, Dokumententransfers, Zertifikate und Qualitätsbescheinigungen werden darüber abgewickelt. Weil alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette an die Blockchain angebunden sind, erhält jeder automatisch sein Geld, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hat. Der gesamte Prozess ist komplett transparent: Die Bitmain GmbH sieht jederzeit in Echtzeit, wo sich die bestellten Rohstoffe gerade befinden, wie die Produktion läuft, wie der Lagerbestand aussieht und wie es um die Auslieferung der fertigen Antminer steht. Die Lieferanten wiederum sehen, ob und wann ihre Waren bei Bitmain ankommen, und die Einzelhändler, wann sie ihre Bestellungen erhalten. Natürlich erhält jeder Teilnehmer nur die für ihn relevanten Informationen.

Zugegeben: Die Praxis sieht in der Regel noch anders aus. Die meisten Unternehmen nutzen bislang herkömmliche Track-and-Trace-Systeme ohne Blockchain-Unterbau. Auch das funktioniert – genauso, wie Röhrenfernseher, Kutschen und Galeeren funktioniert haben. Mit der Blockchain geht es aber besser: kostengünstiger, effizienter, sicherer und komplett papierlos. Die Rückverfolgbarkeit von Waren in Echtzeit, digitale Frachtdokumente jeder Art, automatische Abwicklung der Zollvorgänge und der unkomplizierte Nachweis von Haftungsübergängen gemäß Incoterms sind echte Wettbewerbsvorteile, die nur noch erschlossen werden wollen.

Logistik vs Supply Chain Management

Logistik und Supply Chain Management greifen wie Zahnräder ineinander, beide brauchen und ergänzen einander: Die Logistik plant, steuert und realisiert Güter- und Informationsströme, während das SCM Prozesse und Kosten optimiert und Fehler vermeiden hilft – das optimale Einsatzszenario für eine Blockchain. Die Logistik sorgt dafür, dass die Prozesse funktionieren, und das SCM evaluiert und optimiert sie. Im Gegensatz zur Logistik hat das SCM eine unternehmensübergreifende Sicht auf alle betroffenen Geschäftsprozesse und dient als Bindeglied zwischen Einkauf, Produktion, Distribution, Controlling, Marktanalyse und Marketing.

 

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Sascha Lang

Sascha Lang

Leitung Vertrieb / Marketing

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